Zong, macht es, als der kleine Pinguin auseinanderfliegt. Mama und Papa hatten ihn angeschrien.
Später kommen die Teile wieder zusammen. Aber ein Fuß fehlt. Niemand merkt das. Denn alle Pinguine haben zwei Füße. Wo einer fehlt, sieht das Auge trotzdem einen. Das ist sehr praktisch und funktioniert. So fällt nicht auf, dass sehr viele Pinguine nur einen Fuß oder sogar gar keinen haben. Ebenso ist es mit Verlust von Flügeln, Schnäbeln oder anderen Teilen. Was da sein soll, ist da. Das geschulte Auge ergänzt.
Bei der Nachbarfamilie hinterm Eisberg geht es anders zu. Dort wird verbotener Weise geschlagen. Zong, macht es da ebenfalls. Mit dem Unterschied, dass das Pinguin-Küken seine Einzelteile später ganz verkehrt zusammensetzt. Da ist der Schnabel am Fuß, der Flügel auf dem Kopf. Das Küken hat viel Mühe, trotzdem wie ein Pinguin zu wirken.
Eines Tages, nachdem Fußlos und Durcheinander, so nennen sich die kleinen Pinguine, beide zufälligerweise einen Zauberfisch gegessen hatten, begegnen sie sich.
He, sagt der eine. Du hast ja nur einen Fuß!
Und du hast einen Schnabel auf dem Kopf, sagt der andere. Und einen Flügel am Fuß. Wie kannst du damit laufen?
Nicht gut, sagt der eine. Aber ich tu so.
Ich auch, sagt der andere.
In der Nähe sehen sie andere Pinguine. Sie erschrecken. Die sehen ja alle so komisch aus, mit abben Füßen und Flügeln, Schnäbeln ganz woanders als eigentlich gemeint.
Gnaak gnaak, ruft da der Oberpinguin, Achtung, eine Durchsage. Wir sehen alle richtig aus. Gnaak gnaak.
Nun gnaakt es bestätigend durcheinander. Alle versichern sich gegenseitig, dass es schon immer so war und so bleibt in Ewigkeit, gnaak.
Die zwei kleinen Pinguine sehen sich an. Dann nicken sie sich zu und springen kopfüber ins Meer der Vergangenheit. Dort tauchen sie lange und holen Seltsames hervor. Das ist so, wenn ein Pinguin einen Zauberfisch gegessen hat.
Sie tauchen und holen mit ihren Schnäbeln Füße, Flügel, Bäuche, Augen, ja, sogar Herzen heraus. All dies legen sie aufs Eis. Niemand scheint das zu bemerken.
Als der Mond am Himmel steht, sind sie fertig. Nachdem eine Wolke am Mond vorbeigezogen ist, fällt silbernes Licht auf die große Zahl von Pinguinteilen. Plötzlich kommt es wie Leben in die Füße, Schnäbel und das andere Verlorene. Dann rennen, klappern, schnattern und fliegen alle Teile zu den erstaunten vielen Pinguinen und nehmen ihren Platz wieder ein.
Der eine kleine Pinguin erhält seinen Fuß zurück. Und der andere? Er wartet. Was wird mit ihm, wer soll Ordnung in seine Teile bringen?
Da kommen Mutter und Vater auf ihn zugewatschelt. Es tut uns leid, sagen sie. Wir haben es nicht anders gekonnt. Aber jetzt haben wir verstanden. Es war falsch zu schlagen.
Auch die Eltern von Fußlos kommen. Es war falsch zu schreien, sagen sie.
Mutter und Vater Schlagpinguin kommen ganz nah an ihr Kind heran. Als sie die Schnäbel senken, fällt ein Stern vom Himel direkt aufs Durcheinanderpinguinkind. Vor den Augen der erstaunten Pinguingemeinde kommt Ordnung in den kleinen Körper.
Genau so ist das auch bei uns Menschen. Wir fliegen auseinander, sobald uns etwas Schlimmes passiert. Dann kommen die Teile wieder zusammen. Aber es fehlt etwas. Das kompensieren wir dann gekonnt, wie alle anderen auch. Bis es nicht mehr geht, Symptome aller Art auftreten, wir den Verlust zwar spüren, aber die Ursachen vergessen haben.
Dann können wir uns auch aufmachen ins Meer der Vergangenheit. Mit Sea-Balance ist das sicher für uns. Denn was wir finden werden, ist nicht das, was wir erlitten, sondern das, was wir verloren haben.
Geht auch ohne Mondschein und Eiseskälte. Aber dass Sterne liebevoll vom Himmel fallen, kann durchaus passieren. Vor allem dann, wenn Eltern geschlagener Kinder schon gestorben sind.
Wenn wir offen für Wunder sind, werden sie uns überraschen.
Eure Ulriqe