Mit den Ohren nuckeln?

Sonor tönt die Stimme, lädt zu Meditation und Achtsamkeit ein. Viele Menschen hören solche Podcasts und Apps, wollen sich beruhigen und entspannen, Stress abbauen.

Manche nutzen diese Angebote täglich, regelmäßig. Um weitermachen zu können, um ihren hochkomplexen Alltag durchzuhalten. Still werden, gestillt werden, mit den Ohren nuckeln.

Für mich klingen die meditativen Achtsamkeitsstimmen tatsächlich zumeist wie übertriebene Muttis und Vatis für Erwachsene. Atme ein, atme aus. Alles wird gut.

Als hätten die Zuhörer in ihren frühen Lebensjahren nicht oder zu wenig erlebt, dass da jemand ist, der beruhigt. Ihr Unbewusstsein hungert nun nach jemandem, der nachliefert.

Doch statt dass die darbenden inneren Leerstellen endlich gefüllt würden, verhallen die Konservenstimmen in den Untiefen des früh versehrten Seins der Hörenden.

Bald kommt der Abend wieder. Anschalten. Lauschen. Frieden finden. Wann. Bitte.

Nach und nach macht sich so Machtsamkeit dessen breit, was Achtsamkeit anpreist. Denn immer mehr muss her. Neues, das mehr wirkt, breiter beruhigt, schneller stillt.

Doch wird diese vermeintliche Ruhe das innere Rufen nur lauter werden lassen. Denn was wirklich fehlt, ist Dein verlorenes Selbst. Dies kannst Du selbst zurückrufen, -singen, -holen.

Dein Geburtsrecht ist, heil und ganz zu sein, unendlich geborgen.

Die Acht steht für Unendlichkeit – und für Neuanfang. Nun denn, es ist nie zu spät, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen. Achtsam statt machtsam.

Jetzt Dein Selbst zurückbringen.

#achtsamkeit #entspannung #mentalhealth #meditation #stressmanagement

Gewalt in der Meditation beenden

Immer mehr Menschen meditieren. Innerlich in die Stille zu gehen, gilt als gesund. Dafür wird viel Zeit und auch Geld aufgewendet. Manche verbringen ganze Wochenenden und mehr damit, bei einem „Meister“ Meditation zu lernen, noch besser zu lernen, noch und noch besser zu lernen und am besten selbst ein „Meister“ zu werden. Erkauft wird das mit Duldung von Gewalt, ohne diese vermutlich als solche zu erkennen. Drei Beispiele und einige Anmerkungen dazu.

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Genug gekniet

Wer hat eigentlich das Kasteien erfunden? Wo und wann entstand die Idee, dass es irgendwem wohlgefällig wäre, wenn man sich erniedrigt, züchtigt, zu Kreuze kriecht, auf Knien nach Canossa rutscht etc.?

Ein sehr lieber Mensch erzählte mir von spirituellen Retreats, bei denen man stundenlang kniet und meditiert. Manager gingen dorthin, Psychologen, Therapeuten aller Art, Fastenanleiter … und weil das Knien so weh tut, nehmen die Leute Schmerzmittel. Damit sie länger knien können.

Durch diese Retreats erhoffen sich die Menschen innere Heilung. Mir fällt da nur die Formulierung aus der Lutherbibel ein: auf dass ein noch größer Getümmel ward. In diesem Fall nämlich in diesen Menschen selbst. Sie, die wegen Seelenpein zu solch heftigen Retreats gehen, erhoffen sich Erlösung durch noch mehr Schmerz. Den sie gleichwohl betäuben. Was jedoch den Körper noch mehr belastet.

In den Menschen scheint eine tief verwurzelte Überzeugung zu wohnen, dass Glück nur durch Leid zu erhaschen sei. Das kommt vielleicht – zumindest im sogenannten christlichen Abendland – daher, dass man gelernt hat: Jesus Christus ist auf schreckliche Art und Weise gestorben und dann auferstanden. Demnach erst der Schmerz und dann, wenn durchlitten, kurze Zeit schöne Zeit, bis das Leid wieder anfängt.

Nun hat aber gerade Jesus von Nazareth den Leuten, die zu ihm kamen, n i c h t gesagt, dass sie erstmal noch ein bisschen mehr leiden müssten. Im Gegenteil. Nimm dein Bett und geh. Klopfet an, so wird euch aufgetan. Bittet, so wird euch gegeben.

Das Schöne daran: Es funktioniert! Es sei denn, man hat Gegenprogramme (siehe Blogtext von gestern), die man aber löschen kann. Oder man hat hierarchisch einen oder eine über sich, die bestimmt, dass man zu leiden hätte. Göttlicher Wille ist das nicht. Das ist alles menschengemacht. Und nur die Menschen können das auch ändern. Aber nicht auf Befehl. Sondern jeder in bedingungsloser Liebe für sich selbst und die anderen.

Wer so lebt, lässt niemanden mehr stundenlang knien, weil es der Erleuchtung diene. Wer so lebt, tut sich auch kein Knieschmerzmittel mehr an. Sondern sucht sich eine fröhlichere, leibfreundliche statt leibfeindliche Betätigung. Dazu eventuell bisschen Sea-Balance: Einfach aus dem System rauslösen, was belastet. Ohne langwierige Retreats. Sonden mitten im Alltag, sanft, ohne Belastung oder Kasteien.

Leid, Schmerz, Not und so weiter können aufhören. Wir sind nicht auf dieser Welt, um zu leiden.

Das meint zumindest

Eure Ulrike