In Klang und Stille finden

Judas-Kantate von Helene M. L. Streck – Uraufführung

Am Sonntag, den 12. März 2023, kommt Helene Strecks Judas-Kantate zur Uraufführung. Für diese Kantate durfte ich zwei Arientexte beisteuern. Das hat mich sehr berührt. Auf die bevorstehende erste Aufführung freue ich mich sehr.

Als ich 2010 die „Sieben neuen Passionslieder“ schrieb, darunter auch „Judas‘ Lied“, war Helene zehn Jahre alt. 2011 zeigte ich „als ich war / einer von euch“, die Kunst-Installation zu Judas, in Heusenstamm. Bei der Vernissage erklang damals auch das Lied. Die Kinder waren dabei, natürlich. Ein Jahrzehnt später schreibt Helene diese Kantate.

Wenn nun also eine Tochter die Mutter bittet, Kantaten-Text für so eine Thematik zu schreiben, muss sie sicher sein, einen Text zur gewünschten Intention zu erhalten. Viel haben wir nicht darüber gesprochen. Helene schickte mir ihr Libretto mit den zwei leeren Stellen: dem Platz für die Arien, die sich auf Rezitativ 1 und 2 beziehen sollten.

Judas ist eine Person, mit der sich viele schwertun. Das ist schade, denn auch er war ein Mensch mit Träumen, Wünschen und Hoffnungen. Ich kann mich nicht erinnern, mich je mit der Person des Judas schwergetan zu haben.

Erschüttert hat mich 2011 die entrüstete, fast erschreckte Frage eines Bekannten – als Reaktion auf „Judas‘ Lied“ – ob ich etwa der Meinung sei, dass Judas „in den Himmel“ kam bzw. „in das Paradies“. Meine Antwort „Wohin denn sonst“ hatte damals zur Folge, dass sich die Bekanntschaft umgehend abkühlte. Das Erlebnis war anschließend Thema am Familientisch.

Nun also diese Kantate. Beim Lesen von Helenes Vorwort dazu dachte ich: Hier hat tiefes Verständnis für menschliches Dasein in Klang und Stille gefunden. Ich freue mich auf den 12. März und alle, die den Weg nach Maintal-Hochstadt finden.