Traumatisierung durch Krieg, was das mit den nachfolgenden Generationen macht und wie es wieder gut werden kann
Zu 75 Jahre Kriegsende wollte der Kinderchor Dörnigheim im Rahmen des Kultursommers Main-Kinzig-Fulda die „Kinder des Lichts“ aufführen. Da die Aufführung wegen der Coronakrise auf einen noch unbestimmten Termin verschoben werden musste, hier zum 8. Mai 2020 die Geschichte online, rudimentär erzählt und bebildert sowie mit ausgewählten Liedern bestückt.
Inhalt
Herr Not bereitet sein jährliches Dunkeltreffen vor. Dem Maikäfer gefällt das überhaupt nicht. Er mag viel lieber Licht und bunte Farben. Aber wo Not herrscht, hat das Helle nichts zu suchen. Das soll nach Meinung der Dunkelgestalten auch so bleiben. Die Kinder des Lichts sehen das anders. Zusammen mit dem Maikäfer wollen sie das Licht in der Welt verbreiten. Ob sie das schaffen? Und was wird dann mit dem Kummer des Großvaters, der im Krieg seinen Vater und seine Heimat verloren hat?
Zu diesem Stück
Mit den schlimmen Geschichten muss doch mal endlich Schluss sein? Ich bin anderer Ansicht. Die Geschichten wollen in Frieden gebracht werden. Denn wo sie verdrängt, verschlossen, verborgen bleiben, entstehen immer neue Geschichten dieser Art.
Die Geschichten werden sogar weitergegeben über die Generationen, auch wenn man es nicht will. Sie erzeugen Angst vor Dingen, die gar nicht da sind. Aber die aus der Angst heraus wieder entstehen können. „So war das immer schon und ich wüsste nicht, warum sich das ändern sollte. So ist die Welt,“ kommentiert Herr Not im Stück diese Tatsache.
Die Kinder des Lichts sind nicht bereit, so weiterzumachen, wie es die Großen vorleben. „Soll es in mir auch dunkel werden?“, fragt der Enkel seinen Großvater. Die Kinder des Lichts wissen um die Beschaffenheit und Fähigkeit des Lichts, das in die Welt gekommen und geblieben ist. Niemand muss darauf warten. Jeder kann es einfach heilsam benutzen. Denn wir sind auf der Welt, um glücklich zu leben.
Das Präludium des Stücks zieht in die Dunkelheit hinein, das musikalische Thema wird in sich verdreht und vertauscht. In allen Stimmen tauchen Sequenzen der nachfolgenden Lieder auf. Das Cello intoniert den Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Die Violine versucht, die Zeit zurückzudrehen, indem sie das Thema rückwärts spielt. Vergebens. Wie eisige Schneeflocken schweben die letzten Töne, die auch die Anfangstöne des ersten Liedes sind.
Zwei weitere Anmerkungen. Die Oberstimme des Liedes „Als ich ein kleiner Junge war“ bezieht sich auf den Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“. Gemeint ist die Strophe „Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren“ – der Hörer mag selbst über den Zusammenhang mit dem Lied dieses Singspiels nachsinnen.
Die Lieder „Der Mond ist aufgegangen“ und „Befiehl du deine Wege“ habe ich hineingenommen, weil sie der Generation des Großvaters sehr vertraut sind und auch den Liederschatz der Kinder bereichern.
Ich danke – den Eltern der Kinder für ihr Engagement und ihr Vertrauen 2015 und auch jetzt in 2020 – den vielen Menschen für ihre Geschichten, die ich in dieses Stück verwoben habe – Monika Rauch für die vielfältige Unterstützung – allen, die zu der ersten Aufführung beigetragen haben – meiner Familie für ihre Geduld – und dem Menschen, dessen Taufspruch mich zu diesem Stück inspirierte.
Wir sind auf dieser Erde, um glücklich zu leben. Unser Geburtsrecht ist es, heil und ganz zu sein. Von beidem bin ich fest überzeugt beides hängt miteinander zusammen und für beides engagiere ich mich seit vielen Jahren in Musik und Kunst. Mein Herzensthema ist darüber hinaus, Menschen dabei zu begleiten, von ihrem Geburtsrecht Gebrauch zu machen.