Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte? Diese Frage stellt das jüngste Kind zum Beginn des Seder-Mahles, das zum Pessach-Fest an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten erinnern soll. Diese Frage steht auch am Beginn der Osternachtfeier christlicher Gemeinden. Heute Nacht gibt es keine Osternachtfeiern in Kirchen so, wie viele das kennen, denn wegen Corona alles anders.
„Intrasonant unter dem Eimer hervor“ weiterlesenDas stumme Schweigen des Eins
Am Karfreitag schreit Gott stumm. Wie immer, wenn Menschen Leid angetan wird. Denn nur Menschen haben und erlauben sich seelisch und körperlich versehrenden Zugriff auf andere Lebewesen, auf ihre Umwelt, überhaupt alles, dessen sie habhaft werden können. Die bedingungslose Liebe Gott tut dies nicht. Sie ist einfach da.
„Das stumme Schweigen des Eins“ weiterlesenmein suchen mein fragen
Zum heutigen Gründonnerstag.
War lange niemand an diesem Ort
2013 hatte die Gedenkwoche zum Todesmarsch der Häftlinge des KZ Katzbach in den Frankfurter Adlerwerken von Frankfurt nach Hünfeld einen besonderen Programmpunkt: Christof Wackernagel las im Evangelischen Gemeindezentrum in Maintal-Dörnigheim aus seinem Buch „Trilogie“ und eröffnete damit einen Blick auf die Bundesrepublik Deutschland als Traum, Halluzination und Tagtraum.
„War lange niemand an diesem Ort“ weiterlesenZum Weltgesundheitstag: In Dich zurückkehren
Am Beginn des Lebens stehen die Hebammen, am Lebensende die Pflegenden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte 2020 zum Jahr der Pflegenden und Hebammen erklärt (seltsamerweise in dieser anderen Reihenfolge der Berufe). Hintergrund der Entscheidung ist, dass sich der Geburtstag von Florence Nightingale zum 200. Mal jährt, der Pionierin der Krankenpflege.
„Zum Weltgesundheitstag: In Dich zurückkehren“ weiterlesenJede Stunde und Sekunde kannst Du neue Wege gehen, denn es sind genug zu sehen
Eine Liedzeile aus einem Apocaluther-Lied als Überschrift eines Beitrags zum Thema Zeit und Gedanken. Was denkst Du eigentlich so den ganzen Tag in diesen Zeiten? Der Mensch denkt ja täglich rund 60.000 Gedanken. Ob das mit oder ohne Gedankenschweifenlassen gezählt wird – egal. Du hast täglich einen Tag lang Zeit.
Gegenwärtig liest man täglich viele News, sieht viele Bilder und denkt bezüglich der eigenen Gesundheit vielleicht: Hoffentlich bleibe ich gesund, hoffentlich werde ich nicht krank, wie soll das werden, wenn, was mache ich, wenn, schützt eine Maske wirklich, was ist, wenn dies passiert, was ist, wenn das passiert.
Dieses Denken kostet kostbare Zeit, die nie wiederkommt. Denn jede Stunde und Sekunde ist für jeden Menschen nur ein Mal da. Wie Du diese Stunden und Sekunden füllst oder füllen kannst, hängt natürlich mit dem zusammen, was Du alles zu tun hast. Doch Du hast es trotzdem im Kopf, was Du denken möchtest.
Außerdem ist Dein Kopf rund, und zwar bekanntlich, damit Dein Denken die Richtung wechseln kann. Aber auch, damit Du auf mehreren Ebenen und ihren jeweiligen Wegen gleichzeitig entlangdenken kannst.
Musst Du also Home-Office- oder Hausarbeit verrichten, könntest Du die Denkspur, auf der Du gleichzeitig über Deine Gesundheit nachdenkst, mit Resilienz fördernden Wörtern ausstatten. Dafür verbrauchst Du gleich viel Zeit wie für Gedanken, die sorgenvoll um die Gesundheit kreisen würden.
Nachfolgend findest Du einen kleinen Gedankenweg zum Thema Immunsystem, auf dem es sich immer wieder wieder mal am Tag gut herumlaufen lässt. Aus rechtlichen Gründen muss ich Dich darauf hinweisen, dass der folgende Text natürlich lediglich und ausschließlich poetischer Natur ist 🙂
Bleib xund
Deine Ulriqe
Angst hier und dort oder: Nachdenken in einer geborgenen Sicherwelt
„In der Welt habt ihr Angst; aber seit getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33)
Dieser Jesus-Spruch geistert mir seit Beginn der Corona-Zeiten immer wieder im Kopf herum. Aufgrund der Angst, die fast überall zu spüren ist.
Viele Menschen in Deutschland haben Angst vor Corona, vor Covid-19. Vor dem Verlust ihrer Gesundheit oder der ihrer Lieben, vor anderen Leuten, die sie anstecken könnten. Vor den wirtschaftlichen Folgen weiterer Einschränkungen, vor Existenzverlust, vor der Ungewissheit, vor dem Tod. Viele hoffen, dass dann, wenn sie ins Krankenhaus müssen, ein Bett und genug Medizin für sie da ist, und sie hoffen, dass die Corona-Krise bald überwunden ist.
Laut dem Jesus-Wort kann man in all dem getrost sein, denn nach dem Tod ist alles anders. Nur – die Menschen wollen ja genau das nicht, nämlich sterben. Sie haben Angst davor, und all die ergriffenen Schutzmaßnahmen dienen letztlich genau dem: Das große Sterben zu verhindern, das in Corona-Zeiten einem Kollaps der Gesundheitsversorgung unweigerlich folgen würde.
Irgendwie ist darum der Jesus-Spruch nicht mehr zeitgemäß. Denn zwar ist weiter Angst da, doch kann ihrer Ursache durch entsprechende Maßnahmen etwas Schützendes entgegengesetzt werden. So wird es möglicher, in der vorhandenen Welt weiter zu leben.
Mit dem Abhandenkommen seiner Zeitgemäßheit taucht für mich in dem Spruch jedoch eine Utopie auf, die durch Corona näher rückt. Nämlich, dass etwas, vor dem man Angst hat, überwunden wird – und man danach weiter in eben dieser Welt leben kann. Die Utopie wäre zuversichtliches Leben als Kontinuum in dieser Welt. Im Folgenden einige Gedanken zu dieser Utopie.
Corona ist etwas Mächtiges, vor dem man sich mit passenden Maßnahmen schützen kann, bevor es da ist, aber auch dann, wenn es da ist. In unserer gut sortierten, freiheitlichen Demokratie gibt es unglaublich viele Möglichkeiten des Schutzes.
Dabei stellt sich die Frage, ob man sich überhaupt in Angst davor schützen muss oder ob Zuversicht eventuell ein viel größerer Schutz ist. Ob ich also zum Beispiel mit gutem Mut darauf vertraue, gesund zu bleiben und darum die Welt und vor allem andere Menschen lächelnd über 1,5 m hinweg anstrahle – oder ob ich mit einem miesepetrigen, ängstlichen Gesicht herumlaufe und in jedem Gegenüber eine potenzielle Virenschleuder wähne.
Mir ist das Lächeln definitiv lieber, und ich bin heilfroh, dass ich das tun kann. Weil ich in diesem Land hier lebe, in dem ich vor allem möglichen geschützt bin/werde, sogar vor einem willkürlich wütenden Virus, und diesen Schutz selbst beliebig erweitern kann. Klar, wir haben alle keine Garantie, und die wirtschaftlichen Folgen sind ein gesellschaftliches Angstthema für sich. Doch wir können das: uns schützen. Nicht nur, damit wir das Virus nicht bekommen. Sondern damit wir überhaupt am Leben bleiben.
Die Wahrscheinlichkeit ist außerdem sehr hoch, dass wir auch dank der dem Menschen innewohnenden Resilienz, die sich nun bitte vollumfänglich in jedem und jeder entfalten möge, gestärkt aus diesen Zeiten hervorgehen werden. Zur Utopie gehört, dass „nach Corona“ viel mehr Menschen als bislang wissen, was Resilienz überhaupt ist und wie man sie selbst herstellen bzw. in sich reaktivieren kann – und dass die Menschen das dann auch beibehalten.
Ergo würde man formulieren können: In der Corona-Welt hattet ihr Angst, doch diese Welt ist nun überwunden, und ihr lebt immer noch. Also lebt bitte weiter resilient und mit dem Spaß und der Freude, für die ihr hier auf der Welt seid; hört endlich auf, einander das Leben schwer zu machen.
Klingt gut und machbar, der Zukunftsforscher Matthias Horx hat ähnliche Gedanken dargelegt. Auch wirtschaftliche Folgen hin oder her, mit gutem Mut ist vieles zu bewerkstelligen – zumindest hierzulande. Doch auf der Welt gibt es noch andere Länder, zum Beispiel Syrien.
Im Facebook-Feed eines in Deutschland lebenden Flüchtlings, mit dem ich auf FB verfreundet bin, sah ich das Foto seines Computerbildschirms. Dieser zeigte eine Landkarte mit dem Vermerk: Syrien, 1. Also: Ein gemeldeter Corona-Infizierter. Der FB-Freund hatte dazu auf Arabisch etwas geschrieben. Die automatische Übersetzung lautete: „Schlachte, das Land hat sich der Liste angeschlossen.“
Vor diesem Hintergrund der täglichen Angst der Menschen, die in totalitären Regimen leben, scheint mir die hiesige Angst vor Corona ein wenig trivial.
In Ländern, in denen Krieg und Potentaten samt ihrer Verbündeten wüten, können sich Menschen vor Folter, Not und Tod eigentlich nur durch Flucht schützen. Durch eine Flucht, auf der viele umkommen.
Gewollt sind diese Flüchtlinge nirgends. Angesichts der geschlossenen Grenzen erübrigt sich diesbezüglich gegenwärtig ja auch irgendwie jede Frage nach ihrer Aufnahme. Mit der Angst vor der Corona-Ansteckungsgefahr und dem Schließen der Grenzen hält man Flüchtlinge gleich mit fern.
Auch in Syrien wurden wegen Corona Schulen und Universitäten geschlossen, Kultur- und Sportveranstaltungen abgesagt. Die Parlamentswahl wurde verschoben. Der private und öffentliche Verkehr zwischen syrischen Städten soll ausgesetzt werden, Verbindungsstraßen zwischen den einzelnen Provinzen sollen nicht mehr befahren werden. Ist es nicht grotesk, Menschen vor dem Virus schützen zu wollen, aber nicht vor staatlicher Willkür?
Pressedienste titeln, das Virus kämpfe nun mit in Syrien. Fragt sich, auf wessen Seite. Man könnte entgegenhalten, das Virus habe keine Seite, es würde willkürlich alle treffen. Doch nein. Denn in Syrien gibt es Menschen, die sich vermutlich sehr gut schützen können. Und solche, die das nicht können. Schon gar nicht in einem überfüllten Flüchtlingslager außerhalb von Syrien. Außerdem ist während der Corona-Krise weiterhin Bürgerkrieg, und vermutlich auch danach.
Mit der utopischen Sicht auf das, was trotz all dem möglich wäre, hoffe ich darum, dass wir durch die Corona-Krise in unserer geborgenen Sicherwelt merken, wie sehr wir uns schützen können im Vergleich zu vielen anderen Menschen auf der Welt. Darüber hinaus hoffe ich, dass wir merken: Das In-die-Schranken-Weisen der Willkür eines Virus, um Menschenleben zu retten, ist eigentlich eine Metapher fürs dringend nötige weltweite In-die-Schranken-Weisen der Willkür totalitärer Systeme und der von ihnen profitierenden Unterstützer. Denn die Würde des Menschen ist unantastbar.
Ich bin getrost und zuversichtlich, dass dies nach der Corona-Krise mehr politischen Entscheidern klarer sein könnte als vorher. Für eine Welt, in der Menschen nach dieser Zwangsdistanz angstfrei enger zusammenrücken können. Damit auch die Menschen in unserer geborgenen Sicherwelt Platz finden, die sich und die ihren vor Unmenschlichkeit schützen wollen.
Nachtrag 1
Als ich diesen Artikel heute fertig hatte, ihn gekürzt und beschlossen hatte, ihn nicht zu veröffentlichen, fand ich den Artikel „Deutschland muss jetzt Flüchtlinge aufnehmen“ von Nathalie H. Rippich (23.3.2020, 18:14 Uhr) sowie die Nachricht, dass UN-Generalsekretär zu sofortigem Waffenstillstand weltweit aufgerufen hatte (23.3.2020, 17:27 Uhr). „Beendet die Seuche namens Krieg und bekämpft die Krankheit, die unsere Welt verwüstet“, sagte António Guterres in New York. Die Konfliktparteien sollten ihre Feinseligkeiten einstellen und ihr gegenseitiges Misstrauen überwinden.
Das wäre sehr schön, wenn sie das täten. Und ich bin gespannt, was in der Gesellschaft für Töne zu hören sein werden, wenn in wenigen Tagen oder Wochen Flüchtlinge aus Moria nach Deutschland kommen.
Nachtrag 2
In der Sicherwelt braucht ihr nicht so viel Angst zu haben, am besten gar keine. Lasst auch andere daran teilhaben. Überwindet gemeinsam euer Misstrauen und eure Feindseligkeiten. Schafft eine Sicherwelt für alle. Ihr habt es jeder für sich und gemeinsam in der Hand, dass dies möglich ist. Die Zeiten von Corona sind eine gute Gelegenheit dafür.
Unversehrt bleiben oder: Liebe in den Zeiten von Corona
Die Leute sollten nach Hause gehen und ihr Leben ändern. Er kümmere sich dann gerne um das, was noch zu tun übrig bliebe. Das gab Hippokrates Menschen auf den Weg, die ihn wegen Erkrankungen aufsuchten.
„Unversehrt bleiben oder: Liebe in den Zeiten von Corona“ weiterlesenSprache schafft Realität
Ich möchte darum hier eine Überlegung anbringen: Rechts und links in der Politik – ist das nicht ein erschreckendes Paradox, wenn wir uns verwandte, gewohnte Wortbedeutungen ansehen? Recht haben. Was Rechtes (im Sinne von Gutes) tun. Rechtsstaat.
Ich bin der Ansicht, dass wir uns gesellschaftlich mit der weiteren Verwendung dieser „Seitenbenennung“ einen Bärendienst erweisen, wenn nicht gar von Anfang an erwiesen haben. Denn es ist nicht Recht, was Rechts-extremismus tut.
Wenn es also heißt #keinenmillimeternachrechts, dann ist das sprachlich die falsche Richtung. Es müsste vielmehr heißen #keinenmillimeterinsunrecht. Dies würde ganz klar zeigen, wo die Grenze ist.
Denn mal ganz bildlich gesprochen: Wo, bitte, kann sich die breite, demokratiestarke Mitte der Gesellschaft formieren, wenn sie sich nach allem, was „recht(s)“ ist, kategorisch abschottet? Sie wird ganz nach „links“ driften (was ja auch schon passiert), und „normal Konservative“ werden sofort mit „Achtung, Antifa!“ um die Ecke kommen, wenn sich unterschiedlichste Gruppen zu Demonstationen wie heute in Hanau versammeln. Und sie werden nicht nur, sie sagen es bereits, und werden aufgrund ihres Rufes auch bereits von Teilen der Gesellschaft als rechtsradikal eingestuft, weil sie „vor der Antifa warnen“.
Das ist eine langsam wirkende Säure, die die Gesellschaft zersetzen kann:
Zu Menschen, die sich nicht als „links“ verstehen, die aber Lichtjahre davon entfernt sind, rechtsradikal zu sein, zu sagen, sie wären rechts und darum schlimm. Nein, das ist keine Säure, das ist ein gefährlicher Virus, der sich rasant überträgt und ausbreitet.
Der Virus heißt meiner Meinung nach Angst, und gegen die hilft nur Liebe, und zwar eine, die weiß, was sie tut:
Sehen, aufrichten und Unrecht verhindern. In der Gesellschaft eine starke, breite Mitte schaffen, die Recht von Unrecht zu unterscheiden weiß.
Eine breite (!) Mitte, mit der (nicht nur) dieser Staat dem fanatischen Rassenhass standhalten kann.
Nie wieder ist möglich
– Zum Gedenken an 75 Jahre Befreiung von Auschwitz. –
Bei einer Performance zum Gedenken an den Todesmarsch 1945 von Frankfurt nach Hünfeld passiert es Teilnehmern, dass Bilder eigenen Leids in ihnen hochsteigen. Sie fragen mich dann mit Tränen in den Augen, ob sie an diese Erfahrungen, meist Flucht und Vertreibung, denken dürften. Bei der Performance ginge es doch schließlich um etwas anderes.
Meine Antwort lautet dann immer: Ja, und wir kommen nur miteinander weiter, wenn wir erkennen, dass alles Leid etwas miteinander zu tun hat. Bilder zu verdrängen, Erfahrungen zu verschweigen – wir wissen alle, dass das in den vergangenen Jahrzehnten wenig gebracht hat. Heute in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden überlegen bereits, das Land zu verlassen.
Wichtig ist, Verdrängtes aus seiner dunklen Gefrorenheit hervorzuholen ans Licht und es so in Frieden zu bringen. Unter anderem durch das, was bei den Performances zum Todesmarschgedenken passiert, weiß ich, dass dies möglich ist.
Kollektiv oder jeder für sich – was war, kann in Frieden gebracht werden. Nicht, damit es vergessen wird. Sondern im Gegenteil: Menschen mit heilenden Seelen können viel leichter und dabei kraftvoller dazu beitragen, dass sich so etwas wie die Nazizeit nie wiederholt.